Pure Leidenschaft und Eleganz
Bereits vor vielen hunderten von Jahren war Polo die Sportart, bei denen sich hartgesottene und unerschrockene Männer zusammen mit ihren Pferden untereinander mßen. Die Anfänge dieses schnellen und anspruchsvollen Wettkampfes hoch zu Ross vermutet man in Persien, wo bei sengender Hitze und unter schweißtreibenden Bedingungen erste Turniere ausgetragen wurden. Heute spielt man es auf der ganzen Welt – auf Gras, Eis, Sand oder in der Halle. Neben Pferden kommen in manchen Regionen auch Kamele, Elefanten und sogar Segways zum Einsatz. Die traditionelle Variante ist jedoch nach wie vor die mit edlen Pferden auf einer Grasfläche. Polo wird als Spiel für Techniker, Kämpfer und Taktiker bezeichnet. Die Pferde müssen schnell, wendig und vor allem nervenstark sein. Zu richtigen sportlichen Highlights sind die Poloturniere mittlerweile avanciert, sie haben den Status gesellschaftlicher Groflereignisse inne. Im Folgenden überliefern wir Ihnen alle Keyfacts. Ob Sie anschließend begeisterter Zuschauer oder gleich passionierte Polospieler werden, überlassen wir ganz Ihnen.
POLO: BASIC KNOWLEDGE
Die Mannschaften
In der Regel besteht jedes Team aus vier Spielern: zwei Angreifer, ein Kapitän und ein Verteidiger. Der Kapitän trägt die Nummer 3 und organisiert den Spielverlauf, der Verteidiger, auch -Backì genannt, ist die Nummer 4. Die Spielerpositionen sind eng miteinander verwoben und bauen aufeinander auf. Unabdingbare Eigenschaften eines guten Polospielers sind deshalb körperliche Fitness, Antizipations – und Reaktionsvermögen, Gewandtheit in der Beherrschung des Pferdes und vor allem Mannschaftsgeist. Bei Platzmangel, z. B. in einer Halle, wird manchmal nur mit zwei oder drei Spielern pro Mannschaft gespielt.
Das Spielfeld
Das Spielfeld ist normalerweise 300 Yards lang und 200 Yards breit. Entlang der Längsseiten wird es mittels 30 cm hoher, meist hölzerner Boards begrenzt, die kurzen Seiten sind durch Linien im Gras gekennzeichnet. Die Torpfosten sind ca. 3 Meter hohe, umflochtene Weidenrohre, die 8 Yards auseinander stehen und nicht fest im Boden verankert sind. Sie geben nach, wenn Pferd und Reiter dagegen stoßen oder fallen ganz um. Anders als beim Fuflball gibt es keine Latte, ein Ball gilt in jeder Höhe als Tor. Spielfeldmarkierungen sind sieben gedanklichen Linien, deren Anfangs- und Endpunkte an den gegenüberliegenden Boards gekennzeichnet sind. Neben einer Mittellinie gibt es für Freistöße in jeder Spielhälfte eine 60-, eine 40- und eine 30-Yards-Linie.
Die Spieldauer
Ein Spiel besteht aus vier Spieleinheiten, den „Chukkas“, „Chukkers“ oder „Chuckers“. Die Länge eines Chukkas beträgt 7 ½ Minuten, die der Zwischenpausen 3 und die der Halbzeitpause 5 Minuten. In der Halbzeitpause werden die Zuschauer gebeten, beim „Tritt-In“ die durch die Pferdehufe ausgeworfenen Rasenstücke und Grasbüsche wieder einzutreten. Ein Polospiel dauert in der Regel zwischen vier und acht Chukkas.
Die Pferde
Theoretisch kann man Polo auf jedem Pferd spielen, es gibt jedoch extra gezüchtete Poloponys, die überwiegend aus Argentinien stammen. Das Stockmaß beträgt etwa um 1,50 m. Zumeist verwendet man Stuten für das Polospiel. Nicht selten trainiert man ehemalige Rennpferde zu Polopferden um.
Während des Spiels dürfen die Pferde nie zwei Chukkas hintereinander zum Einsatz kommen, für das zweite Chukka müssen sie ausgewechselt werden. Pro Spiel wird ein Pferd also maximal in zwei Chukkas geritten. Meist hat ein Spieler aber sogar drei bis vier Pferde dabei, die er je nach individuellen Fähigkeiten taktisch klug einsetzt.
Die Handicaps
Jedem Spieler wird ein Handicap zugeteilt, das auf seinen bisherigen Leistungen basiert. Es reicht von -2 für blutige Anfänger bis +10 für absolute Profis. Das Team-Handicap errechnet sich aus der Summe der Handicaps der vier Spieler einer Mannschaft. Beispiel: Spieler A hat Handicap -1, Spieler B hat -2, Spieler C hat +2 und Spieler D +1, das Team-Handicap läge somit bei 0. Spielen zwei Mannschaften mit unterschiedlichen Team-Handicaps gegeneinander, wird der Mannschaft mit dem niedrigeren Handicap bereits vor dem Spiel ein exakt berechneter Torvorsprung zugesprochen (sog. „Torvorgabe“).
Die Spielklassen
In Deutschland unterscheidet man zwischen Low Goal (Team-Handicap -2 bis +2 bzw. 0 bis +4), Medium Goal (Team-Handicap zwischen +2 bis +6 bzw. +4 bis +8) und High Goal (Team-Handicap ab +8). Diese Werte können je nach Turnier abweichen.
POLO: DAS REGELWERK
Die Regeln beim Polo dienen vor allem dem Schutz der Pferde. Die Tiere dürfen nicht in zwei aufeinanderfolgenden Chuckers eingesetzt werden. Das Spiel wird auch sofort unterbrochen, wenn einem Pferd z.B. durch eine offene Bandage, eine mögliche Gefährdung droht. Beim Sturz eines Reiters hingegen findet einen Spielunterbrechung nur dann statt, wenn dieser sichtlich verletzt ist.
Schiedsrichter und Personal
Auf dem Spielfeld befinden sich zwei berittene Schiedsrichter, die sog. „Umpires“. Sie tragen gestreifte Shirts und unterbrechen bei einem Foul das Spiel durch einen Pfiff. Sie beraten sich anschließend über das Strafmaß. Bei Uneinigkeit entscheidet der Referee, die oberste Schiedsrichterinstanz, der das Spiel vom Spielfeldrand aus beobachtet. Hinter den beiden Toren befindet sich jeweils ein Torrichter, der mit einer oben geschwenkten Fahne einen Treffer anzeigt, mit einer Fahne nach unten ein Aus. Weiteres Personal bedient die Glocke und das Scoreboard (Punkttafel), führt Protokoll, misst die Zeit und stellt umgerittene Boards wieder auf. Die Grooms sind für die Pferdebetreuung verantwortlich. Sie kümmern sich um den schnellen Pferdewechsel, sowohl während des Spiels als auch in den Pausen, die Vorbereitung der Tiere, ihre Versorgung, etc.
Das Wegerecht
Das Wegerecht ist die oberste Regel und besagt, dass wenn ein Spieler der Fluglinie seines geschlagenen Balles folgt, kein anderer Spieler seine Bahn kreuzen oder ihn behindern darf. Zur Rückeroberung des Balles sind lediglich abreiten oder sticken erlaubt.
Abreiten
Beim Abreiten (auch „Push“) versucht man, mit dem eigenen Körper oder dem des Pferdes einen Gegner aus der Spur zu drängen, entweder, um ihn am Schlag zu hindern oder um einem Mannschaftskollegen einen lästigen Gegner vom Leib zu halten. Bedingung dabei ist, dass keine Ellenbogen zum Einsatz kommen und dass man parallel und nicht diagonal oder im Winkel zum Gegner reitet.
Sticken
Sticken (auch „Hooken“) besteht darin, den Stick den Gegners mit dem eigenen Stick beim Ausholen oder Zuschlagen einzuhaken und ihn somit am Schlag zu hindern. Sticken über das gegnerische Pferd hinweg ist nicht erlaubt, sondern nur, wenn sich der Ball zwischen zwei gegnerischen Spielern befindet.
Regelverstöße und Ahndung
Die Regeln werden missachtet bei Verstößen gegen das Wegerecht (= „crossing the line of the ball“), Sticken außerhalb des Ballbereiches, Sandwiching (= zwei Gegner eines Teams klemmen Gegenspieler zwischen sich ein), und frontalem Abreiten. Das Spiel wird in diesen Fällen sofort unterbrochen, es folgen entsprechende Freischläge für die gegnerische Mannschaft. Da die Zeit bis zur Ausführung des Strafstoßes angehalten wird, kann ein Chucker länger als die offiziellen 7 ½ Minuten dauern.
Freistöße
Bei Regelverstößen können der gegnerischen Mannschaft Freistöße zugesprochen werden. Die Entfernung zum Tor richtet sich nach der Schwere des Fouls, sie kann 30 Yards, 40 Yards oder 60 Yards betragen. Möglich ist auch ein Freistoß „from the spot“, also an der Stelle, an welcher gefoult wurde. Liegt ein besonders schwerwiegender Verstoß vor, kann den Gegnern ein Tor zugesprochen oder der Foulspieler disqualifiziert werden.
Seitenwechsel
Nach jedem gültigen Tor stellen sich alle Spieler zum „line up“ in die Spielfeldmitte und zum folgenden „throw in“ (Einwerfen des Balles) gegenüber auf. Damit keine Nachteile entstehen, z.B. durch den Sonnenstand oder ein Gefälle des Platzes, findet nach jedem Tor (mit Ausnahme von Straftoren) ein Seitenwechsel statt.
POLO: AUSRÜSTUNG
Spielerbekleidung
Essenziell für den bessern Halt sind Handschuhe, ohne die der Spieler schnell Blasen an den Fingern und Handflächen hätte und auch Schläge schmerzhafter zu spüren bekäme. Als Hose trägt er die klassische weiße Jeans, dazu braune Polostiefel. Bei den Stiefeln gibt es unterschiedliche Modelle: mit oder ohne Reißverschluss und eingesticktem Monogramm. Von Vorteil ist eine Maßanfertigung für eine optimale Passform. Zum Schutz trägt man Lederknieschoner und einen stabilen, perfekt sitzenden Helm. Letzterer ist übrigens vorgeschrieben. Seine Form ähnelt den Tropenhelmen der Kolonialzeit und ist somit breiter als ein klassischer Reithelm.
Spielutensilien
Der Schläger (auch „Stick“ oder „Mallet“) besteht aus stabilem und biegsamen Weiden- oder Bambusholz, manchmal auch aus Fiberglas. Er ist meist zwischen 48 und 53 Zoll lang und muss auch von Linkshändern in der rechten Hand gehalten werden. Am Ende des Sticks befindet sich die hölzerne „Zigarre“, mit der man den Ball schlägt. Der Poloball misst 7 – 8cm und wiegt etwa 130 Gramm. Er ist weiß und besteht aus Bambusholz oder Kunststoff, er kann eine Geschwindigkeit von bis zu 250 km/h erreichen. Beim Beachpolo oder im Schnee oder Sand verwendet man einen größeren Plastikball.
Pferdeausstattung
Der Großteil der Polosättel und Zaumzeuge besteht aus Leder und wird eigens in Argentinien angefertigt und importiert. Die Sättel besitzen oft noch einen Sicherheitsgurt zum Schutz der Reiter. Alle vier Beine der Pferde sind dick bandagiert und gut gepolstert. Der Schweif ist geflochten und die Mähne oft geschoren, um zu verhindern, dass sich ein Stick darin verfangen kann und Pferd und Reiter freie Sicht auf den Ball haben.
POLO WELTWEIT
In den 1930er Jahren war Polo vor allem bei Hollywoods High Society sehr beliebt. Warner Bros. Studios besaß sogar eine eigene Polomannschaft. Auch heute noch findet Polo auf dem nordamerikanischen Kontinent großen Anklang. Der Schauspieler Tommy Lee Jones beispielsweise ist begeisterter Polospieler. Neben den USA gehören heutzutage noch Großbritannien und Argentinien zu den großen Polonationen. Die besten Spieler der Welt kommen aus Argentinien, bekannte Polofamilien sind u. a. die Heguys und die Novillo Astradas. In Großbritannien zählt man um die 50 Poloclubs, viele davon finden sich rund um London. Neben den Sprösslingen der Königsfamilie gehören die Brüder Mark und Luke Tomlinson zu den bekanntesten Spielern. Auch Genesis-Gitarrist Mike Rutherford spielt Polo auf Turnierniveau.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es ebenfalls einige Poloclubs. Bester deutscher Spieler ist derzeit Thomas Winter aus Hamburg. Schauspieler Heino Ferch und seine Frau Marie-Jeanette sind beide aktive Polospieler.
Turniere
Heutzutage wird überall auf der Welt Polo gespielt. Die „Triple Corona“, die drei bedeutendsten Turniere des weltweiten Polo, werden jedoch alle in Argentinien ausgetragen. Dies drei offenen Meisterschaften heißen „Campeonato Argentino Abierto de Polo“, „Campeonato Abierto de Hurlingham“ und „Campeonato Abierto del Tortugas Country Club“, Unterschiede in den Handicaps der teilnehmenden Mannschaften können dabei nicht durch Punktvorsprünge ausgeglichen werden.
In St. Moritz in der Schweiz findet jährlich das weltweit prestigeträchtigste und sportlich hochrangigste Winterpoloturnier statt. Der St. Moritz Polo World Cup on Snow wird auf dem gefrorenen St. Moritzersee ausgetragen, wobei vier High-Goal-Teams mit Handicaps zwischen 20 und 22 um die begehrte „Cartier Trophy“ kämpfen.
Daneben gibt es seit 1993 eine Poloeuropameisterschaft, die meist im 2-Jahres-Rhytmus stattfindet.
Organisationen
Internationaler Dachverband des Polosports ist die „Federation of International Polo“ (FIP). Es existieren darüber hinaus nationale Organisationen wie der Deutsche Poloverband, die Hurlingham Polo Association (HPA) in Großbritannien oder die Asociacion Argentina de Polo in Argentinien.
Quellen: www.polowelt.com, http://www.poloclub-bayern.de/polo01.html, www.polostage.com
Bildquellen:
- poolo-pixaBAY: Autor: Elke Swoboda-Ruf